Karfreitag 2020
Was soll, was kann man noch sagen?
Derzeit wird viel geredet, gedeutet, gesagt.
Wir schauen sorgenvoll auf die jeden Tag
sich aktualisierenden Zahlen der Corona-Infizierten und Corona-Toten.
Wissenschaftler deuten, raten, verwerfen, versuchen.
Die Medien überschlagen sich in ihren Berichterstattungen.
Die Extra Sendungen und Talkshows bemühen sich aufzuklären –
ein Virus hält die Welt gefangen.
Ich sehne mich nach Schweigen.
Offene Kirchen laden mich ein. Wortlos bieten sie sich mir an.
Niemand sagt mir das Neuste.
Niemand redet mir diese Zeit schön,
indem die Krise gleich eine Chance sein muss.
Niemand deutet, was diese Herausforderung mir als Christ sagen kann.
Ich will es auch nicht.
Ich möchte einfach ein- und ausatmen.
Zur Ruhe kommen.
Die sinnvollen Worte fehlen.
Würde sie jemand sagen, mir kämen sie zu früh.
Es ist Karfreitag. Nicht Ostern.
Tod.
Trauer braucht ihren Raum.
Sie braucht Wände, die sie aufnehmen und nicht weg reden.
Sie braucht Menschen, die sie wahrnehmen und mittragen.
Vielleicht ist mein Reden zu leicht geworden,
vielleicht haben wir Ostern zu sehr so gefeiert,
als sei das Kreuz damit erträglich geworden
oder sogar weggeräumt.
Aber selbst das will ich mich jetzt nicht fragen.
Ich denke daran,
was das auf dem Kreuzweg Jesu für ein Lärm gewesen sein wird.
Und wie es nach Seinem Tod vermutlich ganz ruhig wurde.
Totenstill.
Das Nötigste wird von den Frauen getan, fast gedankenlos.
Wie das so ist in schwierigen Situationen:
intuitiv tut man was, ohne zu fragen.
Fast mechanisch.
Denkt nicht an Morgen.
Dazu fehlt die Kraft.
Danke
„Niemand redet mir diese Zeit schön,
indem die Krise gleich eine Chance sein muss.“
Dieser Satz gefällt mir fast am besten.
Das gilt für die momentane Zeit mit Corona, das gilt auch für Zeiten der Trauer.
Ich trauere, wie ich trauere, jetzt, heute.
Ich habe die Trauerbücher beiseite gelegt. Sie brachten mich ins Grübeln, ob ich richtig oder genug trauere.
Vergiss, was da steht von Phasen und was weiß ich.
Mein Mann ist tot und ich soll, muss und will weiterleben.
Und da ich selbst zu meinen glücklichen Zeiten zu Depressionen neige, ist es wichtig, dass ich liebevoll mit mir umgehe. Und ich will weder mich stören am Geschwätz von gutmeinenden Menschen , noch will ich mich irre machen lassen durch kluge Ratgeber.
Ich lebe, lache, weine, singe und bleibe im Heute. Nur für heute. Basta!