Karfreitag 2021
Stille Tage – ein stiller Tag, der Karfreitag.
Wir verstummen.
Wir merken, dass wir wenig zu sagen haben,
dass selbst unser Reden von Gott Nichts sagend sein kann.
Wie kann man von Gott reden?
Diese Frage stellen Menschen immer wieder,
insbesondere angesichts von Leiden.
In der Zeit der Pest, nach Auschwitz, bei persönlichen Schicksalsschlägen
oder jetzt in dieser Pandemiezeit.

Wo ist Gott?
Warum ist diese Welt so, wie sie ist?
Ist sie wirklich „die beste aller möglichen“?
Warum gibt es Sterben und Tod, warum dieses Virus und andere Viren,
längst da schon vor dem Menschen,
also doch auch Werk des Schöpfers?
Zeigt sich, dass doch nicht alles gut war an jedem der Schöpfungstage?
Sind die Risiken nicht immens, die Er mit Seiner Schöpfung eingegangen ist?

Heute hören wir einen Schrei, einen Todesschrei.
Gott selbst schreit in Seinem Sohn in dieser Welt.
Hat sich die Schöpfung anders entwickelt, als sie ursprünglich gedacht war?
Hat Gott die Eigendynamik nicht gesehen,
auch nicht gesehen die Bosheit, zu der wir Menschen in der Lage sind?
Hätte es in dieser Welt
nicht insgesamt glimpflicher für den Menschen zugehen können?
Kein Krebs, kein Virus, eingebaute Notbremsen, die alles im Lot halten?

Dietrich Bonhoeffer schreibt in der Gestapohaft einen starken Satz:
Vor Gott und mit Gott leben wir ohne Gott.
Dahinter steckt die Erfahrung Bonhoeffers,
dass nicht damit zu rechnen ist,
dass Gott in politische oder gesellschaftliche Geschehnisse eingreift
oder Naturgeschehen durchbricht.
Obwohl Er da ist, müssen wir in der Welt ohne Ihn auskommen.
Das ist unsere Erfahrung, das ist die Erfahrung Jesu,
wenn Er ruft: Mein Gott, warum hast du mich verlassen?

Wir sehen das Kreuz – und erblicken einen,
der trotz allem an die Liebe geglaubt hat;
der gemeint hat, dass es sich lohnt, Liebe zu leben,
Versöhnung zu leben, auf Hochzeiten Wein zu trinken.
Einfach menschlich sein.
Wir sehen das Kreuz – und erblicken einen,
der sich dem Leben zugewandt hat, fortwährend,
der gestorben ist, weil Er Gott und Mensch zusammen bringen wollte
und zusammen gebracht hat.
Auch Er hat die Welt nicht erklären können,
aber gezeigt, worauf es ankommt,
was es dann doch menschlicher machen kann, dieses Leben,
in allem, was es bedroht, dunkel macht,
in allem, was uns schreien lässt.

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