5. Fa-So 2024 B Joh 12, 20-33
Von überallher kommen sie,
Menschen, die zum Paschafest in Jerusalem Gott anbeten wollen.
Bestimmte Orte ziehen Menschen an, Wallfahrtstorte und andere Orte.
Wir verbinden etwas mit ihnen, sie sind uns besonders.
Einige Pilger, Griechen, bauen auf eine besondere Vermittlung:
Sie tragen ihr Anliegen, Jesus sehen zu wollen, an die Jünger heran.
In diesem Zusammenhang spricht Jesus nicht vom Tempel
oder vom himmlischen Vater, sondern vom sterbenden Weizenkorn.

Weizen wächst an vielen Orten.
Gott wohnt nicht an einem bestimmten Ort,
er ist überall, wo sein Wort aufgeht wie ein Weizenkorn.
Mit dem Wort vom Weizenkorn verbindet Jesus sein Sterben mit dem Alltag,
mit dem Säen, mit dem Begraben von Körnern.
Fruchtbares Leben hat mit Sterben, Loslassen und Begraben zu tun.
Das sagt sich so einfach.
Nicht umsonst sagt Jesus, seine Seele sei erschüttert.
Also gehen ihm diese Worte auch nicht leicht über die Lippen.

Die Reihenfolge ist entscheidend:
Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt und stirbt – sagt Jesus.
Wir kennen das andere: Wir legen in die Erde, was gestorben ist.
Die Reihenfolge macht einen bedeutsamen Unterschied:
Sterben, um dann loslassen zu müssen,
oder loslassen, um dann sterben zu können.

Am Sterbebett sagen wir mitunter: Du darfst gehen.
Manchmal ist dann zu erfahren, dass das Sterben leichter wird.
Wenn Veränderungen anstehen, macht es einen Unterschied, ob ich warte,
bis sich etwas von selbst erledigt und wirklich gestorben ist,
oder ob ich durch mein Loslassen möglicherweise erfahren kann,
dass das anschließende Sterben fruchtbar wird.
Wie schwer fällt es uns Menschen oft, sich etwa kleiner zu setzen,
eine viel zu groß gewordene Wohnung hinter uns zu lassen;
und hören doch, dass Menschen, die das aktiv angegangen sind,
hernach dankbar und glücklich sind.

Ich finde, wir erleben oder erleiden das derzeit auch in unseren Kirchen.
Kann es sein, dass wir nur wenig Fruchtbares aufgehen sehen,
weil wir uns nicht trauen, manches los und getrost sterben zu lassen?
Lieder, deren Sprache uns fremd geworden ist,
Gebete, die unseren Glauben nicht mehr wieder geben,
Räume, die wir nicht mehr mit Leben füllen können?
Das Wort Jesu vom sterbenden Weizenkorn schenkt mir eine Perspektive:
Neues Leben.
Nur dafür fällt es in die Erde.

Wir hören, wie das Evangelium diese Perspektive
auch auf das eigene Leben hin formuliert in krassen Worten:
Wer sein Leben liebt, verliert es; wer es gering achtet, wird es bewahren.
Im Kontext des gerade Bedachten ahnen wir, wie es gemeint sein kann.
Alles, was wir auf Gedeih und Verderb bewahren wollen,
festhalten, umklammern, geht ein.
Was sich in Freiheit entwickeln kann, findet ins Leben.
Welch ein starkes Bild ist die Geburt dafür: ins Leben loslassen.

Obwohl Jesus diese Sicht hat, ringt er mit sich, hat Angst, ist erschüttert.
Loslassen ist nicht einfach und tut weh,
um so mehr, wie das, was wir lassen, uns bedeutungsvoll war oder ist.
Jesus spricht darüber.
Wir sollten es auch.

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