A 2023 Mt 22,1-10
Eigentlich ist es doch etwas Schönes, eingeladen zu werden,
mit Freude verbunden, vielleicht mit etwas Aufregung.
Wer einlädt, lässt Gäste am eigenen Leben teilnehmen,
öffnet nicht nur die Haustür – und ist bemüht darum,
dass sich die Eingeladenen wohl fühlen.
Jesus meint, so ist Gott:
Einladend, offen, am Menschen interessiert,
bemüht, eine Beziehung aufzubauen.

Das Gleichnis erzählt drastisch, wie in der Wahrnehmung Jesu
Menschen mit der Einladung Gottes umgehen:
Gott erscheint wie der beschriebene König –
ein König auf dem Papier.
Er hat nichts zu melden.
Seine Einladung interessiert nicht.
Niemand möchte aus dem Alltag herausgeholt werden.
Die Einladung wird nicht nur ignoriert oder ausgeschlagen,
Menschen schalten die überbringenden Diener aus.
Sie signalisieren: lass uns in Ruhe.
Wag nicht, uns nochmals aufzusuchen.
Sie fühlen sich – wie sonst sollte man die heftige Reaktion erklären – bedroht.
Sie möchten in ihrem Trott verbleiben: der Acker, der eigene Laden.

Wenn immer anderes wichtiger ist, wenn der Alltag,
wenn unser Tun keine Unterbrechung findet,
verliert das Leben an Licht und Glanz.
Zur Hochzeit gehen, der Einladung folgen, hieße,
den eigenen Alltag unterbrechen.
Der 2019 in Münster verstorbene Theologe Johann Baptist Metz
hat einmal gesagt: „Die kürzeste Definition von Religion ist Unterbrechung“.
Religiös ist demnach, wer sich sein Denken, Reden und Tun
von Gott unterbrechen lässt:
Wer nicht selbst spricht, sondern hört;
wer beim Beten nicht Worte aneinander reiht, sondern schweigt,
damit Gott zur Sprache kommt.

Jesus erzählt auch dieses Gleichnis
den Hohepriestern und den Ältesten des Volkes,
also jenen, die man schon aufgrund ihres Berufes
aufgrund ihrer Stellung mit Gott in Verbindung bringt.
Und die, die das Gleichnis hören, fragen sich automatisch:
Lass ich die Einladung Gottes, an seinem Leben teilzuhaben,
wirklich an mich heran, oder weiß ich mich zu schützen?
Ich kann Gott im Beten zutexten – und seine Botschaft erreicht mich nicht.
Ich kann in meiner Vorstellung von Gott gefangen sein –
und die Wirklichkeit Gottes bleibt mir verborgen.

Jesus provoziert mit diesem Gleichnis,
spätestens als so etwas wie eine Gerichtsszene hineinkommt.
Dem König reicht es.
Er wendet sich nicht nur anderen zu, er zerstört die Stadt all jener,
die die Diener des Königs misshandelt oder umgebracht haben.

Verstörend.
So handeln Menschen mitunter – Gott auch?
Der, der seinen Festsaal mit Böse und Gute füllen lässt,
sollte zu derartigen Methoden greifen?
Was wir in vielen Stellen des Evangeliums wahrnehmen, hören wir auch hier:
Güte gegenüber Sünderinnen und Sündern –
Abgrenzung gegenüber jenen, die hören und nicht folgen,
die sich – auch in einem scheinbar religiösen Alltag – eingerichtet haben,
und den wahren Ruf Gottes – nahezu professionell – zu verdrängen wissen.
Was Jesus auch mit diesem Gleichnis erreicht, ist,
dass Menschen über sich selbst ihr Urteil sprechen,
dass sie ahnen, dass es Lebensweisen gibt,
die zerstörerisches Potential in sich bergen.

Muss das nicht nachdenklich machen in vielen kirchlichen Debatten
um Gegenwart und Zukunft von Kirche und Glauben,
ob sich in unseren festgefahrenen Gewohnheiten und Annahmen
in Wirklichkeit Abwehrmechanismen
gegenüber dem immerzu einladenden Gott befinden?

Oder anders gefragt:
Wie offen sind wir wirklich für den in der Gegenwart rufenden Gott
und lassen unser Denken, Reden und Tun von ihm unterbrechen?

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