B 5 2024 Mk 1,29-39
Jesus ist ein Wanderprediger.
Er bleibt nicht am gleichen Ort.
Dabei wäre das so verlockend gewesen:
„Alle suchen dich“ – sagen Simon und seine Begleiter zu Jesus,
als sie ihn endlich fanden.
Denn immerhin war der Vortag ein voller Erfolg gewesen:
Zahlreiche Heilungen werden berichtet,
die Leute sind fasziniert von Jesus und wollen ihn.

Und er geht.
Zunächst geht er an einen einsamen Ort.
Das heißt: Er löst sich von den Menschen und will für sich sein.
Seltsam: Erfolg scheint sich abzuzeichnen, gute Stimmung,
und er nutzt es nicht.
Leicht hätte er daran anknüpfen können,
so wie das heute geschieht,
wenn Autoren nach einem Bestseller immer weiter schreiben
und neue Bücher auf den Markt bringen,
wenn Menschen an Erfolge anknüpfen.

Jesus tut das nicht.
Offensichtlich geht es ihm nicht um den persönlichen Erfolg.
Eine große Masse, die ihn umjubelt, hätte er immer wieder haben können.
Doch bevor es so weit kommt,
zieht er sich zurück – ähnlich berichtet es der Evangelist Johannes
nach der Brotvermehrung, als ihn die Leute zum König machen wollen
und er sich auch hier zurück zieht.
Jesus predigt wahrhaftig nicht das, was man hören will,
was ihm beständigen Zulauf garnatiert,
er verkündet nicht das, was Klatschparaden hervorruft;
sondern was er im persönlichen Gebet hört und vernimmt,
das sagt und predigt er.

Ich glaube nicht, dass es ihm ausschließlich darum geht,
möglichst viele Menschen zu erreichen,
weswegen er nach dem einsamen Gebet aufruft,
in die benachbarten Dörfer zu gehen.
Ich glaube, dass es auch darum geht,
sich nicht festzusetzen und am Ende das eigene Handeln
vom Wohlwollen eines sich bildenden Fankreises abhängig zu machen.
Es scheint, dass Jesus sein autark sein nicht aufgeben will.
Vielleicht ist dies auch das,
was die frühen Christen dazu gebracht hat,
in Jesus die Gottessohnschaft deutlich wahrzunehmen:
Wer so frei in der Welt ist,
wer so in sich ruht und unabhängig ist von der Zustimmung der anderen,
der hat seinen Bezug, seine Verankerung, eben seine Herkunft woanders:
in Gott.
Er zieht seine Kraft, seine Bestätigung, seine Energie, sein Leben
nicht aus der Nestwärme seiner Umgebung;
seine Wärme, seinen Halt findet er in seinem himmlischen Vater.

Jesus redet deswegen nicht am Menschen vorbei,
aber er lässt sich seine Botschaft und seine Adressaten nicht diktieren.
Er spricht aus sich heraus,
er verkündet, was er selbst in der Einsamkeit und im Gebet vernimmt.

„Lasst uns anderswohin gehen“:
Dieses Wort bezeugt nicht nur,
dass Jesus sich nicht festsetzen oder abhängig machen will;
es lässt sich darüber hinaus auch so verstehen,
dass er den Menschen zutraut,
auch ohne ihn zurecht zu kommen, nachdem er zu ihnen gesprochen hat.
Er glaubt an die Macht seines Wortes und an die Menschen,
die es hören.
Er baut darauf, dass es nicht verhallt
sondern lebendig wird und bleibt in Menschen, die es leben.

Von Eugen Drewermann gibt es ein pointiertes Wort:
„Die Botschaft Jesu war nicht: Fallt vor mir auf die Knie,
sondern: Macht euch nach meiner Weise auf die Socken.“

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