A 25 2023 Mt 20,1-16a
Diese Gleichniserzählung bietet verschiedene Perspektiven.
Wer es hört, kann sich fragen: wo sehe ich mich?
In den früh am Morgen angeworbenen Arbeitenden,
in den in der dritten oder neunten oder gar elften Stunde angeworbenen?
Je nachdem, wo wir uns verorten, kann es sein,
dass wir dieses Gleichnis unterschiedlich wahrnehmen.

Keine Arbeit zu haben macht etwas mit uns.
Es bedeutet nicht nur,
nicht für den eigenen Lebensunterhalt sorgen zu können,
Menschen erfahren sich auch als nicht produktiv,
ihr Können wird nicht gebraucht.
Menschen, die sich nur über ihre Arbeit definieren, die nur Leistung kennen,
drohen zu erkranken;
aber Menschen, deren Leistung nicht abgefragt wird,
die einfach nur herum stehen,
fühlen sich überflüssig und sind ebenso gefährdet.

Eine erste Grundaussage dieses Gleichnisses ist: Arbeit gibt es,
jede und jeder wird gebraucht, ist wichtig, unentbehrlich.
Und: Gott hält sich an Absprachen.
Das Vereinbarte wird gegeben.
Damit könnte eigentlich alles gesagt sein – ist es aber nicht.

Geschickt weckt Jesus in der Erzählweise des Gleichnisses Erwartungen.
In dem er es so erzählt, dass der Gutsbesitzer
seine Lohnauszahlung bei den Arbeitenden der letzten Stunde beginnt
und diese einen Denar erhalten,
erhoffen sich, erwarten die Arbeitenden der ersten Stunde deutlich mehr.
Ihr Gerechtigkeitssinn
geht von einer der Arbeitsleistung entsprechenden Vergeltung aus,
das empfinden sie als verhältnismäßig.
Irgendwie verständlich.
Warum soll man sich sonst den ganzen Tag abquälen,
die Last und die Hitze des Tages ertragen?

Vielleicht liegt genau hier der springende Punkt:
Die früh am Morgen Angeworbenen sehen nur sich, ihre Arbeit,
sie scheinen nicht wahrgenommen zu haben,
welch ein Leid es darstellen kann, nichts leisten zu können,
nicht angeworben oder nicht gebraucht zu werden.

Jesus spricht mit diesem Gleichnis Menschen an,
die Anstoß nehmen an seiner Option für die Armen und Sünder,
die Anstoß nehmen daran, dass er das Vereinbarte nicht nur denen gibt,
die meinen, sie hätten es verdient,
sondern es auch allen gibt, die es brauchen.

„Niemand hat uns angeworben“ antworten diese, als sie gefragt werden,
warum sie da herumstehen.
Das heißt: Sie können nichts dafür. Man wollte sie nicht.
Die Arbeitenden der ersten Stunde hingegen
scheinen unausgesprochen zu unterstellen,
dass es die später Angeworbenen viel besser gehabt,
dass sie vielleicht aus lauter Bequemlichkeit
nur eine Stunde gearbeitet hätten.
Warum sollen es andere scheinbar leichter haben,
während ich mich abmühe?

Jesus entlarvt mit diesem Gleichnis, wie Menschen denken.
Jesus entlarvt mit diesem Gleichnis, wie Menschen denken können,
die meinen, sie würden sich schon lange im Weinberg des Herrn mühen
und darum davon ausgehen, etwas besonderes zu sein.

Am Ende hören wir, was Menschen aufatmen lässt:
Gottes Güte teilt aus, wir stehen vor keiner Rechenmaschine,
sondern vor dem, der Menschen gibt, was sie brauchen.

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