B 1. Fa-So. 2024, Mk 1, 12-15
In Versuchung geführt…
Markus bleibt mit seinem ältesten Evangelium
bei dieser allgemeinen Aussage –
anders als im Lukas und Matthäusevangelium,
in denen jeweils drei Versuchungen konkret geschildert werden.
Vielleicht muss man darum mitlesen,
wo die heutigen Zeilen des Evangeliums sich unmittelbar anschließen,
nämlich direkt an die Geschichte von der Taufe Jesu.

„Und sogleich trieb ihn der Geist in die Wüste.“
Der Geist, der Geist Gottes, der in der Taufe auf Jesus herabgekommen ist, treibt ihn sogleich in die Wüste.
Wie nachvollziehbar, dass an der Taufgeschichte Versuchungen anknüpfen,
wie wir sie vielleicht ähnlich kennen:
Ich soll Gottes geliebtes Kind sein?
Der Himmel soll aufgerissen sein?
Gott spricht mich persönlich an?

Wenn solche Fragen aufbrechen, zur Krise führen, belastend werden,
ist Wüste in mir.
Es fließt kein Wasser, schon gar kein Taufwasser,
es ist staubtrocken.
Die Frage nach Gott kann quälen, wenn ich auf mich geworfen bin,
wenn ich mich ausgetrocknet wahrnehme,
wenn Dinge geschehen, die brutal und grausam sind.
„Hat Gott wirklich gesagt“ lässt die Bibel auf ihren ersten Seiten
die Schlange den ersten Menschen fragen
und setzt immerhin noch Gottes Wirklichkeit voraus.
Ich glaube, die Versuchung in der Wüste geht tiefer:
Gottes Wirklichkeit selbst ist in Frage gestellt.

Aber sie ist nicht allgemein in Frage gestellt,
wie möglicherweise Menschen
der philosophischen oder theologischen Zunft darüber grübeln
und diskutieren und in Hörsälen abhandeln;
sie wird zur persönlichen Frage –
so wie in der Taufe Jesus persönlich etwas zugesprochen
und nun total angefochten ist.

Versucht werden bedeutet Ringen – Schmerzen.
Jesus ist das ihm in der Taufe Zugesprochene
mindestens in diesen 40 Tagen nicht glasklar,
ihm ist es eingetrübt und verdunkelt.
Ich fühle mich in meinen Zweifeln und Anfechtungen nicht allein,
offensichtlich lässt sich das vom Glauben,
vom „getrieben sein durch den Geist Gottes“ nicht trennen.
Jesus ist mir darum nicht nur glaubender Bruder,
sondern auch zweifelnder, angefochtener, versuchter Bruder.

Ich weiß nicht, ob man dieses Evangelium so lesen kann,
als seien mit dem Ende der 40 Tage, mit einem bestimmten Datum also
alle Zweifel und Versuchungen besiegt gewesen.
Gottverlassenheit quält Jesus auch am Kreuz.
Vielleicht ist es eher so, dass mit dem Ort der Wüste angedeutet wird,
wie bedroht sich Menschen wahrnehmen können,
wenn Zweifel, Selbstzweifel, Zweifel an Menschen,
Zweifel an der Durchsetzungskraft des Guten, Zweifel an Gott bohren.

Diese Wüsten Erfahrungen sind Teil unseres Lebens
und zu ihnen gehört auch, dass wir – stecken wir in ihnen –
nicht wissen, wie sie ausgehen.
Das einzige, was wir diesem Evangelium zufolge dagegen setzen können, ist, etwas anderes mitzuhören, mitzuerleben,
was mit dem nahenden Gottesreich ausgesagt und angesagt ist.
Gott ist uns ja nicht nahe, weil wir uns ihm nähern könnten,
sondern weil er sich uns nähert.
Schau darauf – so verstehe ich den Aufruf Jesu,
bei allem, was dich zu ver – wüsten droht, was dich angreift:
Es gibt nicht nur das zweifelnde Wort, es gibt auch das vertrauensvolle Wort,
das Wort des Evangeliums, das mir sagt:
es lohnt sich, auf das Gute zu bauen,
es lohnt sich, Frieden nicht nur als Ziel zu haben sondern auch als Weg,
es lohnt sich, liebe-voll zu sein,
es lohnt sich, den Worten Jesu zuzuhören.

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